In Brasschaat (Belgien) wurde in der Zeit vom 10 – 13. Oktober 2019 die 2. Europameisterschaften in Judo ausgetragen. Der Deutsche Gehörlosen Sportverband war mit einer kleinen Gruppe mit den beiden Nachwuchskader-Athleten Isabelle Loser und Daniel Scheller sowie dem Bundestrainer Jürgen Öchsner, dem Physiotherapeuten Andreas Dohm und dem Beauftragten für Kampfsport im DGS Christoph Rieck vertreten. Sehr zur Freude des Veranstalters Antoine Damien (Technischer Direktor für Judo im EDSO) reihte sich Deutschland zum ersten Mal in die Gruppe der 14 Länder mit insgesamt 84 gemeldeten Judokas ein. Neben Formenlauf (Kata) Wettbewerben und Team-Wettkämpfen war der größte Teil der Sportler bei den Einzelwettkämpfen zu finden. Daniel sollte in seiner Gewichtsklasse bis 60kg und Isabelle in ihrer Gewichtsklasse bis 63 kg antreten; beide waren etwas aufgeregt, ließen aber ihre Anspannung – dank der sehr guten Vorbereitung sowohl physisch als auch mental durch Jürgen – in keiner Weise anmerken. Freitagnachmittag wurden beide Sportler offiziell gewogen, die zuvor angemeldeten Gewichtsklassen wurden geprüft, erhielten grünes Licht und durften somit in ihrer Gewichtsklasse starten. Später am Abend gingen die Offiziellen zum „technical meeting“. Hier wurde die Vertreterin des IJF (international Judo Federation) vorgestellt, das Regelwerk nochmals erläutert und die Gruppen ausgelost. Daniel sollte in einem Pool mit insgesamt 8 Personen sein, Isabelle mit 7 Personen. Gekämpft werden sollte auf zwei Wettkampfflächen in einem K.O.-System mit Trostrunde – so dass es neben dem 1. und 2. Platz zwei 3.Plätze und zwei 5. Plätze gab (kein 4. Platz).
Samstag früh um 10 Uhr begannen die Wettkämpfe! Bereits um 9 Uhr konnten sich Isabelle und Daniel in der Aufwärmhalle auf den Wettkampf vorbereiten und „einschießen“. Daniel sollte um 10.00 Uhr mit seiner Gruppe gleich als erstes dran sein. Isabelle erst gegen 12 Uhr. Sie hatte sich aber dennoch schon aufgewärmt. Zur Überraschung aller Teilnehmer wurde die Gruppe von Isabelle plötzlich vorgezogen, so dass Daniel und Isabelle zeitgleich auf den beiden Wettkampfflächen standen. Jürgen betreute Daniel, Andreas betreute Isabelle, da bei jedem Wettkampf ein Trainer am Rand sitzen muss.
Isabelle kämpfte gegen die sehr griffstarke und physisch überlegene Russin Elizaveta Truschenko, sie konnte gegen die auch taktisch überlegenere Gegnerin nichts gegensetzen und verlor ihren ersten Kampf. Damit kam sie in die Trostrunde. Ihre nächste Gegnerin aus der Türkei (Gonca Turk) konnte sie allerdings innerhalb von 15 Sekunden durch eine sehr sauber ausgeführte Wurftechnik vorzeitig besiegen und war damit im Kampf um die Bronzemedaille. Dieser Kampf ging über volle vier Minuten, zunächst war er sehr ausgeglichen. Eine Minute vor Schluss aber konnte die Portugiesin (Joana Santos) eine kleine Wertung ansetzen und diesen Punkt bis zum Ende verteidigen. Dennoch zeigte Isabelle (die jüngste Teilnehmerin aller anwesenden Sportler) eine sehr starke Leistung und kann zufrieden mit dem 5. Platz nach Hause fahren.
Daniel der seinen ersten Kampf zeitgleich mit Isabelle hatte, musste gegen den späteren Europameister aus Russland (Dimitrij Beloborodov) sein Können abrufen. Der Kampf war teilweise ausgeglichen, beide waren sich im Standkampf ebenbürtig, allerdings war der Russe im Bodenkampf deutlich stärker und Daniel musste sich dem geschlagen geben. In der Trostrunde ging es gegen Ivan Kostenko aus der Ukraine, die Anweisung des Trainers von Anfang an Druck zu machen befolgte Daniel und konnte dies auch bis zum Schluss durchalten. Zum Ende hin gelang es ihm gegen den müde gemachten Gegner mit einer schnellen Wurftechnik zu punkten und diesen Punkt bis zum Schluss zu verteidigen. Diese Technik sollte sich als erfolgreich erweisen und so ging es im Kampf um Bronze gegen den Russen Rustem Nazmutdinov nahtlos weiter. Auch hier punktete Daniel gegen den äußerst flinken Gegner, der sich mehrmals mit spektakulären Manövern vor dem vorzeitigen Ende des Kampfes rettete. Daniel gewann den Kampf nach 4 Minuten Regelzeit und fährt mit der Bronzemedaille nach Hause!
In beiden Gruppen war das Niveau der Sportler sehr hoch und anspruchsvoll. Die Wettkampf Organisation lief zu Anfang recht holprig, später aber immer besser. So konnte dann auf einem Bildschirm die jeweiligen Startzeiten der Sportler eingesehen werden; über eine Webseite wurden der Stand und die Ergebnisse der Wettkampfrunden live aktualisiert. Die Wettkampfflächen entsprachen dem Regelwerk des internationalen Judoverbands, die Kämpfe wurden durch offizielle und lizenzierte IJF Kampfrichter fair und korrekt geleitet. Es gab kein Grund zur Beanstandung. Die Sporthalle mit angrenzender Übernachtungsmöglichkeit und Verpflegungsstätte war gut gewählt und es stand ein separater Aufwärmbereich mit Judomatten zur Verfügung.
Zum Abschluss des Berichts auf den nächsten Seiten ein paar Bilder.
Ankunft in der Übernachtung
Die Wettkampfhalle
Der Aufwärmbereich
Die Kampfrichter
Anspannung vor dem ersten Kampf
Volle Konzentration
Daniel in Action!
Einmarsch zur feierlichen Eröffnung
Feierliche Eröffnung während des Wettkampfes
Die beiden Judokas Daniel und Isabelle
Sieg um Bronze! Daniel gewinnt!
Stolzer Bundestrainer
Siegerehrung
Bericht über die JUDO EM in Brasschaat 2019